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Wie ein Ort zu unserem Zuhause wird

  • Autorenbild: louël
    louël
  • 12. Juli 2023
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 4. Aug. 2023

(Falls du die Hörbuchversion bevorzugst, einfach ans Ende des Berichtes gehen)


So viele Orte, die wir bereisen. An manchen bleiben wir nur für einen, oder ein paar Tage. An anderen mehrere Monate, doch dies meist nur über den Winter. Im Unterwegs des skandinavischen Sommers hat sich für uns derzeit ein bestimmter Rythmus als schön erwiesen. Tagesstopps nur wenn nötig. Ansonsten ungefähr eine Woche auf Besuch bei Menschen, sowie zwei Wochen in der Natur, einfach für uns, einfach sein, mit unseren persönlichen Projekten, in der Kleinfamilie, zu Hause. Ja, oft fühlt es sich wahrlich wie ein zu Hause an, wenn wir mit unserem Straßenschiff “Villa Kunterbunt” für zwei Wochen am Ufer eines der vielen einsamen Seen Schwedens ankern. Im Grunde fühlen sich die zwei Wochen jedes mal aufs Neue etwas kurz an, aber das ist der Zeitraum, in welchem unsere Vorräte an Gemüse in etwa reichen, ohne dass sie drohen schlecht zu werden. Und so sind diese Orte immer nur ein Zuhause auf Zeit.


Doch was lässt uns an solchen Orten zu Hause fühlen, wenn wir doch bloß kurz dort verweilen? Nun, zum einen ist es das einfache Sein in der Natur, in welchem wir uns, ganz menschheitsgetreu, immerzu wohl und heimisch fühlen. Dazu ist es wohl das Glück miteinander, als Familie, als Liebende, als Eltern, als Seelenpartner in tiefer Verbundenheit ein zu Hause zu finden. Außerdem hilft es natürlich, seine gewohnten vier Wände immer mit dabei zu haben.


All dies sind Faktoren, die mit Sicherheit darin hinein spielen, dass wir uns an so vielen Orten, zumindestens für eine Weile richtig zu Hause fühlen können. Doch all dies sind passive Dinge, welche uns eben so gut auch bloß als Gast fühlen lassen könnten (die wir ja schlussendlich immerzu bleiben). Um einen Ort wirklich zu unserem zu Hause zu machen, müssen wir aktiv etwas dafür tun. Und wie machen wir das? Zu allererst wird das selbstgemachte Bambusklangspiel aufgehängt, durch welches der Wind uns wohlbekannte, dumpfe Klänge spielt. Lou hat kürzlich einen Traumfänger gebastelt, welcher nun ebenfalls an den Ästen eines Baumes baumelt und in unser offenes zu Hause nur die guten Energien hinein lässt. Dann ist da natürlich noch die Wäscheleine, welche weniger aus Ästhetik, sondern vielmehr aus praktischen Gründen ihren Platz zwischen den Bäumen findet, aber uns gleichfalls das Gefühl von “hier ist unser Zuhause” vermittelt. Falls nicht schon vorhanden, wird natürlich eine hübsche Feuerstelle eingerichtet: Zur Zeit unsere Standartküche.



Doch am allermeisten machen wir uns einen Ort ganz vertraut, indem wir uns mit seinen individuellen Bewohnern und Gegebenheiten bekannt machen. Dies passiert zwar so ganz nebenbei, jedoch nur, indem wir mit offenen Augen, Ohren und Nasen durch den Tag gehen. Nach nur wenigen Tagen kennen wir das urige Glucksen des Wassers, an dem flachen Stein am Seeufer. Oder die beste Stelle, um uns Wasser für Trinken, Kochen und Abspülen zu holen. Wir wissen, wo wir Labkraut, Schafgarbe und Spitzwegerich finden, und welchen alltäglichen Weg die Maus, oder die Ringelnatter nimmt. Wir kennen die Route der Waldschnepfe, und wo ungefähr der Kuckuck haust. Bald schon ist uns das Schnattern und Kreischen der Möwen vertraut, und wir wissen, wann sie in Scharen auf der kleinen Insel sitzen, und um welche Tageszeit nur eine einzelne Wächtermöwe dort Ausschau hält. Wir kennen die Stunden, in welchen die Tauchvögel auf unserer Uferseite vorrüber ziehen, um sich Leckerbissen aus der Tiefe zu holen, oder wann die zwei Gänse allabendlich an uns vorrüber fliegen.




Immer wieder, wenn wir an einen neuen Ort angelangen, beobachten wir die Ameisen und wissen bald, wo man sich problemlos auf die Erde legen kann, ohne von den aggresiven Ameisen hierzulande gebissen zu werden. Wir finden unsere Plätze: für die Siesta, zum Baden, zum Frühstücken und zum Abendessen mit Sonnenuntergangsblick. Fürs Feuerholz lagern, fürs Holz hacken, fürs Waldklo. Für Yoga und Meditation. Auch Elouan findet in kürzester Zeit die geeignetsten Stellen zum Spielen. Wir finden Orte zum Nähen, Flicken, Schnitzen, Schreiben... je nach Sonnenstand und jeweiligen Gegebenheiten des Platzes.


Auch die Veränderungen nehmen wir wahr; Zwei Wochen sind nur eine kurze Zeit, doch da wir hier in Schweden im Sommer noch bis spät in die Nacht Sonnenlicht erhalten, entfaltet sich die Natur in windeseile: Den Blüten der Kiefern können wir regelrecht zuschauen, wie sie kommen und vergehen. Und in wenigen Tagen nur sind ihre Sprieße mitunter zehn Zentimeter oder mehr gewachsen. Wenn der Nordwind weht, wird es kühler, doch meist wolkenfrei. Der Südwind bringt Wärme (mittlerweile bis zu 30°C... kaum zu glauben, dass hier vor zwei Monaten noch alles Eis und Schnee war), mitunter auch Regen.


Es ist schön, uns an den Orten, an welchen wir verweilen, nicht ganz bloß als Gäste zu fühlen. Es tut gut, sich einzulassen auf die Plätze, welche uns willkommen heißen, uns mit ihnen und den Bewohnern vertraut zu machen. Und zumindestens ein bisschen etwas zurück zu geben (meistens sammeln wir allenmöglichen Müll ein und entsorgen ihn an der nächsten Station). Manchmal, wenn wir ein Schwanenpaar beobachten, oder zwei tanzende Libellen am Seeufer, dann fragen wir uns, wie sich das wohl anfühlen mag, zu solch einem schönen Ort dazuzgehören. Ein Teil davon zu sein. Wobei diese ja tatsächlich selbst bloß Sommergäste sind. Wenngleich dies für die Libelle ihr ganzes Leben bedeutet. Manchmal träumen wir davon, es den Tieren, oder vielleicht sogar lieber den Bäumen, gleichzutun: ein fester Teil eines Ortes zu werden, eingeflochten in ein Ökosystem, zu wurzeln, unsere Samen zu sähen, unseren Beitrag dazu zu geben.



Doch genau deswegen sind wir ja unterwegs. Und deswegen zieht es uns von unseren kurzweiligen Heimatorten wieder fort: Um ein Land zu finden, welches voll und ganz in unseren Herzen räsoniert. Doch gibt es diesen Ort überhaupt? Oder müssen wir das Leben, welches wir ersehen, erst aus toter Erde schaffen?

Dazu vielleicht ein andermal mehr.



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