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Home, are we going home? - DEUTSCH

  • Autorenbild: louël
    louël
  • 4. Feb.
  • 8 Min. Lesezeit

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Home, I’m going home, I need a land to heal my soul, take me home, take me home, over the green green hills and far away.


An dieses Lied muss ich denken, wenn wir das Tal mit den grünen Berghängen erblicken, in welchem wir es wagen möchten einen Ort unser Zuhause zu nennen.

Der Weg dorthin lässt sich in etwa so beschreiben: Unweit des schönen Aostatals verlassen wir mit dem Auto die Poebene, fahren immer weiter bergauf. Wir passieren einige Dörfer und erklimmen schließlich über eine geschlängelte Straße die Ausläufer der Alpen, bis wir auf eine unscheinbare Waldstraße abbiegen. Haben wir den höchsten Punkt dieses Weges erreicht blicken wir auf das Land, in welchem die zwei Gemeinschaften Terra Amica, sowie Terra Mi Su eingebettet liegen; grüne Hügelkämme, ein von Kastanien bewachsenes Tal, sowie die hohen Alpen, welche dahinter thronen. Eine grüne Idylle.

Home, we're going home...


Seit Anfang Juli wohnen wir in diesem kleinen, grünen Tal in der Gemeinschaft Terra Amica. Terra Amica heißt auf italenisch Freundliche Erde. Was für ein bewegender, lebenswandelnder Sommer. Vorbei das Nomadentum, schluss mit Suchen!

Doch bevor ich euch mehr darüber erzähle, wie uns dieser Ort hier gefunden hat, lasst uns die Waldstraße zu unserem neuen Zuhause weiter gehen. Und sagen wir, es ist Sommer. Im Sommer kann man nämlich den herrlichen Duft der Kastanienblüten einsaugen, und dem endlosen Surren der Insekten aus den hohen Kronen lauschen. Stellen wir den Motor also ab und steigen aus.

Grillenzirpen und Kuhglockengeläut. Ab und zu ein Hundebellen, oder lachende Kinder.

Das Kinderlachen schallt von der Gemeinschaft Terra Mi Su (übersetzt „Erde mich hoch“) herüber. In Terra Mi Su leben einige Kinder. Auch ein Mädchen in Elouans Alter. Zwar ist Elouan noch etwas zaghaft, sich ganz frei in die Machenschaften der Kinderbande einzubringen, doch freut er sich jedesmal riesig, wenn wir zu Terra Mi Su herüber gehen und taucht immer mehr ein in Kinderspiele wie Verkleiden, im Sandkasten baggern oder Trampolinhüpfen.

Aber wir wollten ja den Waldweg weiter gehen. Die schlaglochreiche Waldstraße entlang, passieren wir erst einmal Terra Mi Su. Große Edelkastanien säumen den Weg. Ein paar plätschernde Bäche überquerend, gelangen wir schließlich an das Eulenhaus. Das erste Gebäude von Terra Amica auf unserer Route. Noch ist das Eulenhaus eine halbe Ruine, doch es befindet sich im langsamen Wiederaufbau. Ein Stückchen weiter öffnet sich der Wald; wir betreten eine große Wiesenfläche. Manchmal weiden hier glückliche Kühe. Wären wir noch mit dem Auto unterwegs, wäre hier unser Parkplatz. Denn die letzten Meter durch den Wald geht es nur zu Fuß, einem Trampelpfad folgend.

Wir gelangen an einen, aus alten Kastanienästen erbauten, Torbogen. Diesen durchschreitend gehen wir geradewegs auf das Casa del Bosco (übersetzt „Haus des Waldes“) zu. Welcome home!






Bis vor kurzem haben hier Luise und Simon alleine mit ihrem Hund Moki gewohnt und die ehemalige Ruine in ein schönes Haus verwandelt. Drumherum ist ein blühender Garten entstanden. Lange ist es her, dass ich so viele verschiedene Schmetterlinge auf einmal auffliegen gesehen habe, wie hier, sowie auf den anliegenden Wiesen und Gärten.

Luise ist zur Zeit auf einer mehrmonatigen Ausbildung zur Doula in Spanien, und Simon gönnt sich eine Auszeit auf Reisen in Marokko. So hüten wir mit Patrick das Casa del Bosco. Patrick baut gerade in der Nähe sein eigenes kleines Häusschen und wir finden hier einen Ort zum Ankommen, Kennenlernen und Neuorientieren.

Wenn wir tatsächlich der Gemeinschaft voll und ganz beitreten, werden wir uns unser eigenes Plätzchen suchen und erschaffen. Doch noch befinden wir uns im Kennenlernjahr. Alles braucht seine Zeit. Vorersteinmal tut es jedenfalls gut anzukommen. Unser Wasser kommt aus der Quelle, das Feuerholz aus dem Wald. 10 Minuten zu Fuß, einmal das Bachtal hinab und auf der anderen Seite wieder hinauf, sind wir bei Terra Mi Su.

Einem Waldpfad folgend in die andere Richtung, gelangen wir bald zu anderen Behausungen Terra Amicas. Die Gemeinschaft (insgesamt etwa 15 Menschen), leben verstreut am Berg in selbst wieder aufgerichteten Ruinen, Tiny Häusern, oder in Jurten. Das Herz der Gemeinschaft ist das Casa Grande. Hier begannen Freya und Emilio vor etwa 10 Jahren das verwilderte Land zu besiedeln. Dort befindet sich auch das Jyoti (sanskrit; Licht), eine große Jurte, in welcher wir uns als Gemeinschaft regelmäßig treffen. Weiter oben auf dem Land ist der Birkenplatz, ein geradezu heiliger Ort für die hier lebenden Menschen, mit weitem Ausblick auf die Poebene im Süden, sowie die hohen Alpen im Norden.



Ein paar Wochen nach unserer Ankunft hier, hatte ich einen Alptraum; In diesem Traum waren wir mit unserem Camper in Deutschland unterwegs und hatten eine Panne. Irgendwo mussten wir unterkommen, während das Auto in der Werkstatt war. Eigentlich wollten wir auch gar nicht mehr im Auto wohnen. Verzweifelt suchten wir nach einem grünen, wilden Land. Wo konnten wir sein und uns Zuhause fühlen? Jemand empfahl uns einen Ort, doch als wir dort ankamen, war es bloß ein kleiner Streifen schönes Land, drumherum die Stadt, die Hochhäuser, der Lärm. Also reisten wir zu einem anderen Ort, der uns ebenfalls empfohlen wurde, doch es war genau das gleiche. So überlegten wir wieder einmal, wohin es als nächstes gehen sollte. Ich erwachte, eine immense Anstrengung und Anspannung fühlend. Doch welch Augenblick der Erleichterung! Es war nur ein Traum! Wie wundervoll es war, festzustellen, dass ich nirgendwo mehr hin musste. Ich konnte einfach bleiben. Ich blickte hinaus in die Dunkelheit, in welcher Blinkkäferchen die Welt verschönerten. Mit dem beruhigenden Zirpen der Grillen und den Melodien des Baches im Ohr schlief ich wieder ein.

Ja, dies war nur ein Traum, doch grundlegend wiederholte er unser Leben der letzten Monate.

Wie gut es doch tut anzukommen. Und wie verdammt absurd und irrwegig das Leben mit einem manchmal spielt.



Einige der Leser dieser Zeilen haben vermutlich unseren letzten größeren Reisebericht gelesen („Homeless and Dreamfull – Winterkrise“). In diesem erzählte ich bereits, in welcher Krise unserer Traumreise wir uns befanden. Einige Jahre waren wir nun unterwegs, immerzu auf der Suche. Wir als Familie seit vier Jahren, ich alleine noch viel länger. Wo war unser Land? Wo unser Stamm/Gemeinschaft? Wo können wir wirken, und vor allem einfach sein? Wo können wir uns Zuhause fühlen? Was lässt uns Zuhause fühlen? Unser Haus ein Auto, mit einer Panne nach der anderen. Überforderung, Irrwege, Zweifel ließen uns stolpern auf unserem Weg. Und dieses Gefühl das Ziel zu kennen, aber die Richtung nur durch dichten Nebel erahnen zu können.

Wir befanden uns an einem Punkt, an welchem wir bereit waren das Thema Gemeinschaft erst einmal hinter uns zu lassen, grössere Kompromisse einzugehen und zumindest dorthin zurück zu kehren, wo wir uns auf unserer Reise am wohlsten gefühlt haben: in den weiten Norden, nach Norwegen. Hauptsache mal andere Schritte tun. Hauptsache nicht mehr Suchen. Von uns aus erst einmal einen ganz normalen Job und Kindergarten.

Auch wenn wir vor hatten in Norwegen sesshaft zu werden, wussten wir ja noch nicht wo genau. Daher schien es uns sinnvoll, für die Reise bis dahin wieder im Camper zu wohnen, auch wenn es im Grunde gar nicht mehr das war, was wir wollten. Da wir unser altes Straßenschiff verkauft hatten, kauften wir uns einen neuen Camper. Dieses mal einen, der bereits ausgebaut war, denn wir wussten mittlerweile wie Zeitintensiv so ein Aus- oder Umbau ist. So wurde es ein Camper von 2014, statt 1992, mit satten 130 PS. Wow! Das war für uns ein richtiger Sportwagen. Sogar Solarstrom und Kühlschrank hatte das Teil. Mehr Luxus als wir brauchten und gewohnt waren. Lous Eltern unterstützten uns großzügig mit einem vorgestreckten Erbe, denn wir sollten uns lieber was Vernünftiges kaufen, als wieder im Stress zu versinken. Das dachten wir uns auch, als wir uns diesen Camper gönnten.

Gleichzeitig hatten wir ein komisches Gefühl beim Kauf. Das Herz sagte nicht Ja. Nur der Verstand. Und so hatten wir auf unserer ersten größeren Fahrt auch sogleich eine Panne. Irrwitzigerweise war der Pannengrund schlussendlich eine Kleinigkeit, doch bis das Auto abgeschleppt wurde, es in eine Werkstatt kam und es dann auch repariert wurde, vergingen ganze zweieinhalb Monate!

Währenddessen heirateten wir mal eben ("Fest der Liebe") und fuhren wir mit dem kleinen, roten, bis oben hin vollgestopften Opel Agila meiner Mama weiter. Da ich beschloss eine Männer-Visionssuche zu assistieren, fuhren wir ins Nordpiemont, wo Shanti und Helen wohnen. Das sind die zwei Ältesten von welchen wir Visionssuchearbeit erlernen. Sie sind beinahe direkte Nachbarn der Gemeinschaft Terra Amica. Nach bereits kurzer Annäherungszeit mit der Gemeinschaft, war für uns klar: Die Reise findet nun ein Ende! Den Camper haben wir mittlerweile wieder verkauft, ohne ihn wirklich gebraucht zu haben. Hätten wir also nicht auf unseren Verstand, sondern auf unser Herz gehört, hätten wir uns viel Stress erspart.




Nach den vielen Pannen und Problemen, welche wir in den vergangenen Monaten mit Autos hatten, entspannt es uns gerade kein eigenes Auto zu haben. Ein Stressfaktor weniger. Stattdessen erden wir uns. Eingebettet in den grünen Hügeln haben wir einen Ort zum Ankommen und finden einen Nährboden für unsere Träume. Und hier ist bereits guter Humus. Der Visionsbaum muss nicht erst gesäht werden, sondern es können neue Äste an einem bestehenden Baum wachsen. Auch wenn unsere ganz persönliche Vision in manchen Dingen sich von dem Status Quo Terra Amicas unterscheidet, ist vieles doch bereits gegeben. Die Menschen von Terra Amica streben ein Leben im Einklang mit der Natur an, möchten die Entwicklung des Bewusstseins der Menschen, sowie die Heilung fördern, am Frieden in der Welt mitwirken und in uns und unseren Beziehungen die Liebe nähren. Terra Amica betrachtet sich auch als Auswilderungsstation für den Menschen, welcher frei und bewusst sein Schöpferdasein lebt. Auch wenn unser Bild der Auswilderung teils abweicht, räsoniert das natürlich sehr mit unserer eigenen Vision, welche uns nun seit einigen Jahren begleitet.

Bereits am ersten Tag unseres Seins auf Terra Amica hatten wir das Gefühl, dies sei ein guter Ort für uns als Familie, für Elouans Entwicklung und für andere Kinder. Hier wird das Leuchten in den Augen der Kinder wertgeschätzt und geliebt. Hier dürfen die Menschen der Freude ihres Herzens Ausdruck verleihen.


Im Kreis der Gemeinschaft
Im Kreis der Gemeinschaft

Nach der ersten Verliebtheitsphase, der Euphorie des Sommers, der Worte und Perspektiven, die nüchterne Schattenseite von menschlichen Beziehungen; Konflikte entstanden und bestehen. Kollektive Konditionen stehen dem Idealbild manchmal im Weg. So ganz sind wir hier jedenfalls noch nicht angekommen. Mal sind wir ganz klar hier, dann schwanken wir wieder. Unklarheiten unseres Seins innerhalb der Gemeinschaftsstruktur und unserer finanziellen Situation in unserem Hiersein sind zwei weitere Aspekte. Geld. Das gute alte Geld. Ein grosses Thema. Auch wiederholt sich dieses Thema: Wo hier ist unser Platz? Dazu kommt immer mal wieder eine Sehnsucht zum hohen Norden auf, beinahe so etwas wie ein kleines Heimweh. Wo spricht nun der Verstand und wo das Herz, und wo treffen sich beide auf einer Ebene? Wo stehen wir uns selbst im Weg, voll und ganz anzukommen, wo gilt es im aussen noch etwas zu klären? Die einzige klare Antwort die ich habe ist: Trust the process.

Ja, der Sommer verging. Der Herbst kam. Kühle Luft, Regen. Dann viel Sonne, bunter Wald, goldene Lärchen. Esskastanien zum Frühstück, geröstet über dem Feuer. Elouan hilft fleißig mit Holz zu hacken und klein zu sägen. Allgemein ist er ein richtig aktives Bürschchen. Manchmal wacht er morgens auf und ruft: „Ich will arbeiten!“ Wie schön es ist, zu erleben, dass es für ihn keinen Unterschied gibt, zwischen Spielen und Arbeiten. Möge dies sein Leben lang so bleiben! 






In wenigen Wochen findet dieses Jahr sein Ende. Erstaunlich, wie schnell es sich drehte. Mir kommt es so vor, als wären bloß wenige Monate vergangen, dass wir auf dem Schloss Vellexon die Rauhnächte verbrachten und ein Neujahrsfest feierten. Damals machten wir ein Feuerritual, in welchem wir die Absicht hatten uns Gemeinschaft in der Natur zu manifestierten.

„Achja, dieses Leben!“, seufzt Elouan vergnügt.






Der Herbst ging und der Winter kam. Der erste Schnee verlieh der Landschaft einen ganz neuen Zauber. Er blieb nur ein paar Tage liegen, doch die Alpen behielten ihr königsweißes Kleid. Noch mächtiger thronen nun die hohen Berge über dem Land.

Und bald ist Weihnachten. Elouan freut sich schon riesig darauf. Sein erstes richtig bewusst erlebtes Weihnachten, aus der wunderschönen, magischen Perspektive eines Kindes. Ich freue mich jedenfalls jetzt schon über seine glitzernden Äuglein im weihnachtlichen Kerzenschein. Die Kerzen dafür gießt er schon fleißig mit den anderen Kindern. Ob es an Weihnachten wieder schneit? Hier, in den Bergen Norditaliens, ist im Winter alles möglich. Schnee und Eis, oder Sonnenschein und vereinzeltes Grillenzirpen.

Ob wir in einem Jahr feste Bewohner Terra Amicas sein werden? Wir sind im Prozess. Es ist jedenfalls unser Wunsch uns ganz Zuhause zu fühlen. Was wird es für uns brauchen, ganz Zuhause anzukommen?

Home we're going home...



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